Alles, was Petrus mit Jesus erlebt hatte, war für ihn eine Zubereitung auf seine künftige Aufgabe. Wir lesen, wie er bei der Fußwaschung den Wunsch äußerte, ganz gewaschen zu werden, oder wie er dem Soldaten im Garten Gethsemane das Ohr abhieb, und viele Begebenheiten mehr. Obwohl dieser Eifer manchmal korrigiert werden musste, erkennen wir in diesem allen dennoch seine Liebe und seinen Eifer für den Herrn.
Bevor Jesus in den Himmel auffuhr, beauftragte Er Petrus, Seine Herde zu weiden. Später setzte sich dieser mit brennendem Eifer für die Rettung der verblendeten Juden und für die Gemeinde Christi ein. Er begann, freimütig das Evangelium zu verkündigen und sogar unter den Heiden zu predigen.
Das Beispiel von Petrus sollte den Geschwistern deutlich machen, dass auch in ihrem Leben Verfolgung und Leid eine Erziehung Gottes ist. Leiden festigen den Glauben; sie lehren die Gläubigen, Gott und Seinem Wort zu vertrauen.
In den Gesichtern der Zuhörer sahen wir den Hunger nach Gottes Wort und ihre Lernbereitschaft. Während der Versammlung bewachten einige Männer die Tür und beobachteten das Geschehen auf der Straße, um uns rechtzeitig warnen zu können, falls wir entdeckt würden.
In der nächsten Untergrundgemeinde erlebten wir Ähnliches. Mit ungeteilter Aufmerksamkeit und großem Lerneifer hörten die Geschwister das Wort Gottes und stellten viele Fragen.
Nach der Versammlung kam eine Frau weinend auf uns zu und teilte uns entmutigt mit, dass ihr Mann an Krebs leide und die Ärzte ihn bereits aufgegeben hätten. Warum lässt Gott das zu? Wie sollte sie als kinderlose Witwe ohne Hilfe vom Staat überleben? Denn in China übernehmen allein die Kinder die Versorgung ihrer Eltern im Alter. Wir trösteten sie, brachten gemeinsam die Not dieses Ehepaares vor Gott und erbaten Seine Fürsorge für die Zukunft dieser Frau.
Am darauffolgenden Tag besuchten wir die dritte Untergrundgemeinde. Direkt zu Beginn der Versammlung entstand eine große Unruhe. Wurden wir beobachtet? Waren wir verraten worden? Für eine Stunde gingen wir in einen separaten Raum, und erst, als alles wieder ruhig war, kamen wir zurück zu den Teilnehmern. Diese freuten sich, dass der Bibelunterricht nun doch stattfinden konnte, was allerdings nur leise und ohne Gesang möglich war.
Danach lernten wir einen Evangelisten kennen, der uns Zeugnis davon gab, wie Gott ihn in Seinen Dienst berief. Schweres Leid ließ Gott in seiner Familie zu. Seine Tochter konnte sich nach einem Anfall weder bewegen noch konnte sie sprechen. Um medizinisch besser versorgt zu werden, zog die Familie in eine Großstadt. Dort verbrachte die Tochter sechs Monate im Krankenhaus. Diese Umstände sah der Vater als eine Gelegenheit, den Patienten das Evangelium zu bringen. Gott wirkte durch Sein Wort an vielen, sodass sich eine Gruppe Neubekehrter regelmäßig im Krankenhaus zum Gebet und Bibellesen versammelte.
Die Familie fand in der Stadt zudem eine bibeltreue Untergrundgemeinde. Dort beteten sie auch für die kranke Tochter. Die Ärzte standen vor einem Rätsel – sie konnten die Ursache ihrer Lähmung nicht finden und sie demnach auch kaum behandeln. Doch nach monatelangem Kampf geschah ein Wunder. Der Zustand der Tochter verbesserte sich zusehends, sodass schon bald ihre Familie zu Hause die weitere Pflege übernehmen konnte. Nach einiger Zeit lernte sie wieder gehen und sprechen.
Durch dieses Wunder zeigte Gott allen, die es miterlebten und hörten, Seine Herrlichkeit, und durch diese leidvolle Zeit offenbarte Er dem Vater den Dienst, den Er für ihn vorgesehen hatte. Durch ihn entstanden dann weitere sieben Untergrundgemeinden von je 20-30 Personen. Voll Eifer diente er Gott durch sein freimütiges Zeugnis und durch die Fürsorge gegenüber den Gläubigen. Wie einst Seinen Knecht Petrus, bereitete der Herr diesen Evangelisten auf seinen Dienst vor.
Während unserer Chinareise konnten wir in den Untergrundgemeinden Gottes Wirken unter dem chinesischen Volk sehen. Es sind viele kleine Hausgemeinden entstanden, aber es sind wenige hingegebene Hirten da, die die Herde Gottes leiten und Seinen ganzen Ratschluss verkündigen, wie es Paulus in Ephesus tat (Apg. 20,27).
Bevor Jesus Seinen Jüngern einen konkreten Auftrag erteilt, erinnert Er sie und uns alle an das Wichtigste, die Grundlage: „Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in Seine Ernte aussende!“ (Mt. 9,38). Es steht und fällt alles mit der Bitte zu Gott, mit dem Gebet. Wir können noch so viele Schulungen durchführen – ohne diese schlichte Bitte: „Herr, sende Arbeiter in Deine Ernte“, bleibt alles fruchtlos. Denn wo nicht Gott das Herz eines Menschen zur Mitarbeit bewegt, da endet jede Tätigkeit, jede Mitarbeit schnell in Enttäuschung und Frustration.
Lasst uns gemeinsam den HERRN bitten, dass Er Arbeiter in Seine Ernte sende, damit Sein Volk im Wort Gottes unterwiesen werden kann und das chinesische Volk mit dem Evangelium erreicht wird. Und lasst uns Gott danken, dass Er uns zu Mitarbeitern beruft und uns befähigt und zurüstet.
»Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.« (Röm. 10,17)